Symbole auf Grabsteinen

 Symbole, die auf Grabsteinen verwendet werden, sind deutlich seltener christlichen Ursprungs, als meist vermutet wird. Die Symbole stehen heute zwar häufig für das Christentum, ihr Ursprung ist jedoch oftmals zeitlich deutlich vor der Geburt Jesu, sind heidnischen Ursprungs und wurden lediglich auf die christliche Religion und deren Weltbild umgedeutet.

Viele Sinnbilder sind global verständlich und über die Zeit kulturell so tief im Menschen verankert, dass sie allgemein verständlich, für leicht nachvollziehbare, menschliche Grundthemen stehen.
In den Zeiten der Christenverfolgungen benutzten die Anhänger Jesu  besondere Symbole als Geheimzeichen zur gegenseitigen Erkennung welche nach und nach immer häufiger im Alltag Verwendung fanden.

 Im Folgendem möchte ich auf dieser Seite fotografische Beispiele zeigen und deren Symbolik erklären, und das nicht nur im christlichem Sinne. 

Tubaengel / Tuba (Posaune)

Mit Tubaengel werden in der christlichen Ikonografie jene Musikengel bezeichnet, die ein Horn, Schofar oder anderes  Blechblasinstrument blasen.Ursprünglich wird der Tubaengel oft dargestellt mit einem Heerhorn. Stand der  Tubaengel zunächst im Zusammenhang mit dem himmlischen Lobgesang , tritt er später als Engel des Gerichts in Darstellungen der Apokalypse in Erscheinung. Die seit den Römerzeiten bekannte Tuba stammt möglicherweise von der griechischen Salpinx ab. Ihr direkter Ursprung ist aber wohl etruskisch. In der Lutherübersetzung des Neuen Testaments wird die Stimme Gottes als ein Posaunenton beschrieben . Die Posaune ist gleichzeitig als Symbol für das Jenseitige, das Übernatürliche, die Hölle und die Unterwelt zu sehen. Ihrem gewaltigen Klang wird die Macht zugeschrieben, die Schrecken und unbekannten Dimensionen dieser dunklen Welt wachzurufen.

Der Blumen- oder auch Trauerkranz

 Als Kreis ohne Anfang und Ende steht der Trauerkranz als Symbol für die Ewigkeit und damit auch als Zeichen für ein Leben nach dem Tod. Es drückt aber auch die Verbundenheit zwischen dem Verstorbenen und den Hinterbliebenen, über den irdischen Tod hinaus, aus. Bei den alten Ägyptern galt der Kranz als Symbol für die Sonne und ihre ewige Wiederkehr. Griechen und Römer der Antike glaubten an ein Weiterleben im Reich der Toten. Schon damals war der Kranz, der diese Unsterblichkeit symbolisierte, Teil ihres Totenkults. 

Anker

 Ein Anker ist dazu da ein Schiff zu halten und es im Hafen zu sichern, er bietet auch auf hoher See und bei Stürmen Sicherheit. Nach diesem Bild steht im christlichen Glauben der Anker dafür, dass Gottes Liebe uns hält und Kraft gibt, wie ein starker Anker. Auch wenn wir einmal sterben, bleiben wir mit Gott verbunden. Er hat einen Platz im Himmel für uns bereitet.  Der Anker ist also ein christliches Symbol für Hoffnung und Zuversicht auf Seligkeit. Somit ist der Anker auch ein Trostspender. Desweitern erinnert die kreuzförmige Form des Ankers an Jesus am Kreuz, was ebenfalls für Hoffnung steht.
 In der frühchristlichen Kunst tritt das Anker Symbol schon am Ende des 1. Jh. auf und verschwindet mit dem Anf. 4. Jh. fast vollständig. Am häufigsten trifft man den Anker auf stadtrömischen Denkmälern, vereinzelt auch an anderen Orten Italiens, Galliens und des Orients. Dem Mittelalter geht die Anker Symbolik seltsamerweise verloren. Erst in der barocken Ikonographie und von da bis ins 19. und 20. Jhd. ist der Anker dann das regelmäßig zur Hoffnung gehörende Attribut. 
Als reines Symbol, losgelöst von der Personifikation der Hoffnung, kommt der Anker erst wieder im 17., 18. und 19. Jh. in der Grabmalkunst vor. Auf klassizistischen Grabmälern trifft man ihn häufig zusammen mit anderen Symbolen.
 Der Volkskunst, besonders in den deutschen Küstengebieten, ist die Darstellung des Ankers sehr vertraut. Auf Grabmälern des 19. Jh. findet man ihn zusammen mit dem Kreuz oder mit Herz und Kreuz dargestellt, um die theologischen Tugenden Glaube, Liebe, Hoffnung auszudrücken. Wenn der Anker auf Grabsteinen mit Zeichen des Seemannberufs zusammen dargestellt ist, so hat man ihn als Hinweis auf den Fischer- oder Schifferberuf des Verstorbenen aufzufassen.

Der Adler

Der Adler steht für Stärke, Mut und ewiges Leben. Völker auf der ganzen Welt setzten ihn mit Göttern gleich und wählten ihn zum Wappentier. Er ist der König der Lüfte und der Bote der höchsten Götter. Weil er beim Auffliegen sozusagen stets in die Sonne sieht, wurde er zum Symbol der Auf­er­ste­hung, der Er­lö­sung und des ewigen Lebens und die dem Adler vom Menschen zugeschriebene Freiheit steht dabei mit der Freiheit der Seele nach dem Tod in Verbindung.  In der christlichen Symbolik stand der Greifvogel für die Himmelfahrt Christi. In der bildenden Kunst wurde der Adler als Symbol göttlicher Begeisterung zum Heiligenattribut des Apostels und Evangelisten Johannes. 

Händedruck

Der Händedruck steht als Symbol für den Abschied. Seit der Antike steht er schon als Zeichen der Treue und inniger Verbundenheit über den Tod hinaus.

Nach unten gerichtete Fackel

Eine nach unten gerichtete Fackel mit erlöschender Flamme des Todesgottes Thanatos gilt als Symbol des erlöschenden Lebens. Häufig werden zwei gesenkte, gekreuzte Fackeln auf Grabsteinen dargestellt.

Die nach unten gerichteten Fackeln sind übrigens ein sehr altes Trauersymbol, das sich auch schon bei römischen Grabdenkmälern findet, was im römischen Mithraskult seinen Ursprung hat.

In den Heiligtümern des Mithraskultes stellte die nach unten gerichtete Fackel den Sonnenuntergang dar. Cautopates mit der gesenkten Fackel smbolisiert in der Stiertötungsszene die Herbst-Tagundnachtgleiche.

 

Efeu

 Auf dem Friedhof steht der immergrüne Efeu für ewiges Leben, Treue und die Unsterblichkeit. 

Diese symbolische Kraft bezieht der Efeu aus seiner enormen Ausdauer. Was er einmal umschlungen hat, gibt er nicht mehr frei, über dessen Tod hinaus. Er wird oft auch als Grabbepflanzung verwendet.

Die ausgebildeten Efeublätter sind Netzblätter und bilden ein Pentagramm. Blätter- und Blütenformen haben oft aufgrund ihrer geometrischen Formen spezielle symbolische Bedeutungen.  

Wegen seines Ausdauerns im Winter hatte Efeu bei den Germanen eine grosse Bedeutung. Sie legten ihre Toten angeblich deshalb auf Efeuranken um ihre ewige Treue zu den Toten zu symbolisieren.

Bei den Kelten wurde der Efeu mit Cailleach, der Winter- und Eulengöttin assoziiert, als treffendes Symbol des Todes oder des Lebens jenseits des Todes.

 

Die Sanduhr

Der nach unten rieselnde Sand des Stundenglases symbolisiert das Verrinnen der Lebenszeit und somit die Vergänglichkeit und mahnt als memento mori Symbol die herannahende Todesstunde an.
In der griechischen Mythologie ist die Sanduhr ein Attribut des Zeitgottes Chronos. 
Da die Sanduhr immer wieder umgedreht werden muß, wird es in Zusammenhang mit zyklischen Weltbildern gebracht, also der Vorstellung von Vergehen und Wiedergeburt der Welt.

Der Palmwedel

Die Dattelpalme und der Palmwedel zählen zu den ältesten bekannten Pflanzensymbolen der Menschheit. Die Dattelpalme war bereits bei den Sumerern das Zeichen des jährlich zu Neujahr begangenen Hochzeitsfestes der Götter. 

Den Griechen galt die Palme auch als Symbol der Auferstehung. In der römischen Kultur ist das Palmblatt ein Symbol des Sieges, des Triumph und der Freude. Die griechische Siegesgöttin Nike und die ihr entsprechende römische Siegesgöttin Victoria werden oft als jugendliche Frau mit Siegeskranz und Palmzweig abgebildet. Über die römische Kultur fand der Palmwedel Eingang in die christliche Symbolik. Auf frühen christlichen Grabsteinen fand der Palmzweig als Siegeszeichen über den Tod und den Teufel recht häufig Verwendung.

In den letzten 150 Jahren kam der Palmzweig als Sinnzeichen auf unseren Friedhöfen wieder groß in Mode.

Die Urne

Schon lange vor Wiedereinführung der Krematorien war die Urne ein weit verbreitetes. sepulkrales Symbol, u.a. als Bekrönung von Grabsteinen.

Verbreitet war ebenso das Motiv der an Urnen trauernden Engel und Frauen.

Die Urne verkörpert dabei die Vorstellung von der Asche als der nach dem Prozess der Verwesung übrig bleibenden, gereinigten Materie.

 

 

Das aufgeschlagene Buch

 

 

Im Christentum symbolisiert ein aufgeschlagenes Buch die Bibel. Die Darstellung von Büchern bezieht sich allgemein auf religiöse Gelehrsamkeit und  Frömmigkeit und soll zeigen, das der Verstorbene ein besonders frommer Mensch gewesen ist.

Es ist aber auch ein Symbol für Weisheit, Wissen und Bildung und wurde oft bei gelehrten Menschen verwendet, insbesondere im Judentum.

Eine andere Interpretation als "Buch des Lebens" wäre die, das der Verstorbene ein erfülltes Leben hatte.

 

 

 

 

Der Schmetterling

 

 

 

Der Schmetterling wurde in der Romantik häufig auf Grabsteinen abgebildet. Er  ist Zeichen der Auferstehungshoffnung (Larve - Puppe - Schmetterling) und damit auch der Metarmorphose. Sinnbild der Seelen, der Unsterblichkeit, der Transformation.
Der Schmetterling ist gleichsam Zeichen der von der Materie befreiten Seele.

Der Totenkopf

Der Totenkopf wurde schon immer gern als Vanitas-Symbol benutzt. Bei christlichen Grabskulpturen wurden sie zur Symbolisierung der Vergänglichkeit menschlichen Lebens sowie der irdischen Werke und Güter eingesetzt.

Mohnblüten und Mohnkapseln

 
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kommt die Darstellung von Mohnblüten und Mohnkapseln in Mode. Mohn steht einerseits in Verbindung mit dem Mysterienkult der Demeter in Eleusis, dessen Eingeweihte sich ein freudvolles Weiterleben nach dem Tode erhoffen konnten. Darüber hinaus galt Klatschmohn als Liebesorakel, denn die roten Blütenblätter konnte man aufschlagen und durch die Stärke des Knalls den Grad der Gegenliebe bestimmen. 

Andererseits wurde er seit jeher als Betäubungs- und Schlafmittel verwendet
und steht so auch für den Todesschlaf.

Die Verwendung des Schlafmohns als Nutzpflanze ist in Südeuropa seit der Jungsteinzeit nachgewiesen. Mohn gehört damit zu unseren ältesten Kulturpflanzen.

Die Mohnkapsel war das Symbol für Morpheus, den Gott des Traumes, für Nyx, die Göttin der Nacht, und für Thanatos, den Gott des Todes; diese Symbolkraft der Mohnkapsel für den Traum, den Schlaf und den Tod hat einen vielfältigen Niederschlag in der bildenden Kunst gefunden.

 

Die Schlange

Das Symbol der Schlange ist sehr vielschichtig

 

Eine der bekanntesten Geschichten der Bibel ist der Sündenfall - Eva wird durch die Schlange verführt von den Früchten des verbotenen Baumes zu essen.

Somit symbolisiert sie den Teufel, bzw, das Totenreich.

Eine andere Auslegung ist die als Grabwächterin. Sie sorgt dafür, dass der Verstorbene in seiner Ruhe nicht gestört wird.

 Als Symboltiere für Götinnen und Götter verwendet, stehen sie gleichzeitig für Weisheit und Leben, Fruchtbarkeit und Regeneration oder für Tod und Sterben.

Im ägyptischen Totenbuch wird berichtet, dass Schlangen die Zwölf Tore der Unterwelt bewachen oder dass Tote in der Unterwelt zu Schlangen werden.

Wegen ihrer Häutung gilt die Schlange auch als Symbol der Regeneration und der Unsterblichkeit. Im Gigamensch-Epos ist es eine Schlage, die dem Helden das Kraut des ewigen Lebens stiehlt, das dieser auf seiner langen Suche nach Unsterblichkeit endlich gefunden hat.

 

In der nordischen Mythologie finden wir zwei Schlangen. Zunächst einmal Niddhöggr,ein schlangenartiger Drache, der am Weltenbaum Ygdrasil lebt und die Toten peinigt. Bekannter ist die Midgardschlange, eine die Welt umspannende Seeschlange, die die germanische Welt bedroht. Thor begegnet ihr dreimal und tritt zweimal an, sie zu vernichten. Das dritte und letzte Mal trifft Thor zur Zeit der Ragnarök auf die Schlange. Er erschlägt sie mit Mjölnir, seinem Hammer, kann aber nur neun Schritte zurückweichen, bevor er an ihrem Gift stirbt.